Beeindruckende Leistung zu brisantem Thema der Oberstufen-Theatergruppe

Das Stück „Im Freien Fall – norway.today“ (frei nach Igor Bauersima), dem sich die Oberstufentheatergruppe des HÖSI widmete, stellte aufgrund des brisanten Themas eine Herausforderung dar: Es geht darin um Jugendliche, die sich im Netz verabreden, um gemeinsam Selbstmord zu begehen.

Von den zahlreichen jungen Menschen, die sich im Chat ohne Vorgeschichte unvermittelt begegnen, verabreden sich vier, den Plan, der sich in der virtuellen Welt zunächst aufregend und mutig anhört, in die Tat umzusetzen. Sie treffen sich am Bahnhof, um von dort aus weiter in die Einsamkeit des Gebirges zu gehen. Auf dem Weg zum Fjord kommt es zu Konflikten in der zusammengewürfelten Gruppe, außerdem entscheiden sich zwei, doch dem Leben zugetan zu bleiben und sich Meditierenden anzuschließen, um hier ein neues Ich zu entdecken. Die zwei verbleibenden Jugendlichen, Julie und August, begeben sich an den Felsen, wo sie vorhaben, in die Tiefe zu springen. Beide gehen ihre Motive noch einmal in Gedanken durch, was dem Zuschauer Einblicke in ihre belastete Vergangenheit ermöglicht. Sie setzen sich auch miteinander auseinander, streiten, grenzen sich ab und sind sich zuletzt sehr nahe – eine glückliche Erfahrung für beide. Das Stück endet offen mit der Frage: „Springen wir jetzt oder nicht?“.  Das Publikum, das aufgrund in einer eigenen E-Mail auf den schwierigen Inhalt des Stücks vorbereitet worden war, konnte das Thema des Lebensüberdrusses und der Flucht aus dem Leben in eindrücklicher Weise erleben.

Warum haben wir uns dieses Stück ausgesucht?

Das Thema Suizidalität hat die Gruppe in ihrer Mehrheit beim ersten kurzen Anspielen gepackt. Die Sprache des Stücks ist modern und unmittelbar. Auch das Thema Medienkonsum und Abgleiten in virtuelle Welten hat die Jugendlichen angesprochen. Die Mehrheit der Gruppe wollte sich bewusst dem oft zu wenig beachteten Problemfeld stellen und es mehr in die öffentliche Wahrnehmung bringen.

Was haben wir aus dem Stück gemacht?

Wir haben es nicht bei der Geschichte um den zweifachen geplanten Selbstmord belassen, die Bauersima erzählt. Die Hauptgeschichte um Julie und August blieb unser Leitfaden, aber wir haben zunächst versucht, der Frage noch tiefer auf den Grund zu gehen, was genau die beiden „aus dem Leben getrieben“ haben könnte. Dazu hat sich die Gruppe Hintergrundgeschichten ausgedacht:

  • Bei Julie ist ihre Familiensituation angespannt und sie erlebt in der Schule ein dauerndes Ausgegrenztsein.
  • August gibt sich die Schuld am Unfall seines kleinen Bruders, eine Sicht, die seine Eltern verstärken.

Wir wollten aber auch zeigen, dass es Auswege aus Lebenskrisen gibt: Die beiden von uns neu eingefügten Figuren Hannah und Lotta, die ebenfalls beim Anfangschat dabei sind und sich für einen gemeinsamen Selbstmord entscheiden, finden in Abgrenzung zu Julie und August zu einem eigenen neuen Selbstverständnis. Lotta befreit sich dazu symbolisch von ihrem alten Leben und dessen Belastungen.

Wir haben außerdem den ansonsten im Original durchgehenden Dialog von Julie und August aufgebrochen. In unserer Version werden die Erinnerungen durch Rückblenden lebendig. Außerdem begegnen die Jugendlichen im Gebirge zum einen der Gruppe von Esoterikern, die versuchen, die jungen Leute von ihrer Sicht auf die Dinge zu überzeugen. Zuletzt platzt eine Wandertruppe in die einsame Zweisamkeit von Julie und August und macht die beiden darauf aufmerksam, dass sie wie ein Pärchen wirken. Eine weitere Brechung der Kontinuität erreichten wir durch das Tauschen der Hauptrollen. Julie und August werden jeweils von neun Schauspieler:innen verkörpert. Da es keine inhaltlich voneinander abgegrenzten Szenen gibt, friert das Zweitergespräch jeweils ein, wenn neue Spieler in die Rollen schlüpfen und die vorherigen abgelöst werden – ein Verfremdung, die dem Zuschauer zeigt, wie nuancenreich jede der Persönlichkeiten zu sehen ist, denn jeder Spieler zeigt eine eigene Facette von Julie und von August. Zuletzt war der Gruppe wichtig, das Ende offen zu lassen.

Rückmeldungen

Das Stück sollte zum Nachdenken anregen. Es sollte berühren. – Auch, wenn es ein schwieriges und belastendes Thema ist.

Aufgrund der vielen bewegenden Rückmeldungen hatten wir das Gefühl, dass uns dies gelungen ist. Hier eine beschränkte Auswahl an Feedbacks:

„Es war ein beeindruckender Theaterabend! Auf diese Truppe kann man stolz sein!“ (Fr. Wipfler, Theaterlehrerin aus Murnau, Staffelsee Gymnasium)

„Herzlichen Glückwunsch zum „Freien Fall“ heute Abend, zum Mut dieses schwierige Thema anzupacken, so viele Schüler in die verschiedenen Rollen einzubinden und mit ihren Mitteln geschickt auf die Bühne zu bringen. (Wozu die Kästen aus der Turnhalle doch nützlich sind).“ (Hr. Schad, Zuschauer)

„Es war ein wunderbarer, intensiver Abend gestern, mir hat das Stück sowie diese Umsetzung sehr gut gefallen. Man hat gemerkt, dass hier die Sichtweisen, Gedanken und Stimmen der jungen Leute zum Klingen gebracht wurden. Ein großes Kompliment an diese Truppe! […] ich nehme so viele Inspirationen mit für mich - aber auch für meine Arbeit mit Studierenden der Sozialen Arbeit, die […] mit Jugendlichen arbeiten, die um diese Themen kreisen.“ (Fr. Jooß-Weinbach, Zuschauerin)

 

Frau Graf und das Oberstufentheater

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