#MeToo in Ovids Metamorphosen?
Was haben heutige Sexualdelikte mit dem römischen Dichter Ovid zu tun? Welche Aspekte der heutigen #metoo-Bewegung finden sich rückblickend in den Metamorphosen von Ovid wieder?
Die soziale #metoo-Bewegung gibt es seit 2017. Sie entstand nach den Vorwürfen gegen den früheren Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein und macht auf sexuelle Gewalt, Missbrauch und normalisierten Sexismus aufmerksam, indem persönliche Geschichten und Erfahrungen unter dem Hashtag “#metoo“ in den sozialen Medien veröffentlicht werden. Was das mit Ovid und seinem Hauptwerk, den Metamorphosen, zu tun hat, war die Hauptfrage für die Latein-Gruppe während der Wissenschaftswoche 2025, welche unter dem Rahmenthema „Schuld und Verantwortung“ stand.
Ziel war das Erlernen wissenschaftlicher Arbeitsweisen und das Präsentieren der Ergebnisse in Form einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit durch die Schüler*innen. Dafür gab es am ersten Tag einen allgemeinen Workshop der Universitätsbibliothek der Bundeswehr München, bei dem uns wichtige Tipps für die wissenschaftliche Recherche an die Hand gegeben und uns gute Rechercheportale gezeigt wurden, die hilfreich für unsere jeweiligen Themenbereiche sein könnten.
Anschließend haben wir uns drei Tage lang während der normalen Unterrichtszeiten in Gruppen getroffen, um an den verschiedenen Projekten zu arbeiten. Nachdem der grobe Zeitplan erstellt worden war, haben wir angefangen, eigenständig zu recherchieren und uns mithilfe von Material der Lehrkraft Frau Meyer einen Überblick zu verschaffen, um ein Arbeitsziel festzulegen. Wir suchten beispielsweise in der Lektüre von Ovid eine Sage, die am besten zu unserem Thema und der heutigen #metoo-Bewegung passt, und anhand der wir unseren Vortrag gestalten konnten. Relativ schnell entschieden wir uns für die Sage von Philomela und Tereus: Philomela wird von ihrem Schwager Tereus in einem Wald vergewaltigt. Nach der Drohung, sie würde es ihrer Schwester erzählen, schneidet Tereus ihr die Zunge ab, um sie mundtot zu machen.
Diese Geschichte ist erschreckend aktuell, denn wenn man sich aktuelle Vorfälle anschaut, wird das Opfer auch oft zum Schweigen gebracht, heutzutage eher durch Schweigegelder und Erpressung. Besonders durch die immer noch privilegierte Stellung von Männern in der Gesellschaft - damals wie heute - ,liegt häufig ein Machtgefälle vor, das es, meist dem Mann, ermöglicht als Täter diese Macht zu missbrauchen (lat. maiestas laesa) und auszunutzen. Das wird auch am lateinischen Originaltext deutlich, denn wenn man die Sprache analysiert, fällt auf, dass Tereus durchgängig als aktiv handelndes Subjekt dargestellt wird, während Philomela das passive Objekt ist. Doch das ist keine Seltenheit im antiken Rom, denn damals spielten Frauen noch eine andere Rolle in der Gesellschaft als heute. Frauen wurden bei der Hochzeit von der väterlichen Gewalt (patria postestas) in die Gewalt ihres Ehemanns gegeben und hatten sich nach der Hochzeit der Gewalt (manus) ihres Ehemannes zu unterwerfen. Das größte Lob für die Frau war damals, Kinder zu gebären, besonders Söhne, und sich um den Haushalt zu kümmern. Mittlerweile hat sich viel daran geändert: Frauen dürfen wählen, Frauen dürfen arbeiten, etc., doch die vollständige Gleichberechtigung ist nach wie vor nicht erreicht. Laut der heutigen Gesetzeslage sind Sexualdelikte strafbar, was ein großer Fortschritt zum antiken Rom ist, deswegen ist es wichtig, Sexualdelikte konsequent zu bestrafen und medial darauf aufmerksam zu machen, beispielsweise unter #metoo.

Mia Alting & Lea Keil (11a)