Die Kurse Wirtschaft und Recht der Jahrgangstufe Q11 besuchten das Amtsgericht München
Eine Frau stiehlt drei Parfüms und verletzt bei der Flucht den Kaufhausdetektiv, ein Vater liefert über Ebay verkaufte Ware nicht aus, ein Mann wehrt sich am Münchener Stachus gegen eine Polizeikontrolle.
Räuberischer Diebstahl, Betrug und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. So lauten die Tatbestände, die vor den Sitzungssälen am Münchner Amtsgericht angeschrieben sind und welche die Wirtschaftskurse gemeinsam mit ihren Lehrkräften besuchen.
Zunächst erscheinen die jungen Menschen, die zum ersten Mal einen echten Strafprozess beobachten, überrascht. Die Rechtsprechung in der Nymphenburger Straße unterscheidet sich von den Fällen, die sie aus Internet und Fernsehen kennen. Es ist alles andere als spektakulär - die Taten sind nicht unbedingt medienträchtig. Obwohl schnell klar wird, dass hier Prozesse am laufenden Band verhandelt werden müssen, nehmen Richterin und Staatsanwalt ihre Aufgaben sehr ernst, denn es wird nichtsdestotrotz an einem gewöhnlichen Tag über Schicksale und Existenzen entschieden. Am Ende des Vormittags bleiben Lehrerinnen und Kursteilnehmer noch ein wenig in den Gängen beisammen, die Stimmung schwankt zwischen bewegt und beeindruckt – wir haben viel Privates über die uns unbekannten Angeklagten erfahren; das ist nicht immer angenehm. Man merkt, dass Gesprächsbedarf besteht. Was ist der Sinn von Strafe? Was bringen Gefängnisse? Diese und ähnliche Fragen werden wir mit in den Unterricht nehmen. Wir haben einen gewinnbringenden Vormittag im Amtsgericht verbracht. Unser Ausflug in die Praxis hat nicht nur den Ablauf eines Strafprozesses veranschaulicht; die Schülerinnen und Schüler konnten auch einige unterschiedlichen Berufsbilder im juristischen Bereich kennen lernen – zwei Richterinnen, drei Anwälte und zwei Staatsanwälte.
Erfreulich ist außerdem, dass manche Teilnehmer dieser Exkursion in ihrer Freizeit weitere Verhandlungen besucht haben.
Julia Beer für die Fachschaft Wirtschaft/Recht